Marktbericht für das 1. Quartal 2021

Nachdem das Schlussquartal 2020 von der Hoffnung auf eine Überwindung der Corona-Pandemie geprägt war, beschleunigten ab Mitte Februar 2021 bessere Konjunkturaussichten und der Renditeanstieg Umschichtungen zulasten von Wachstums- und Technologieaktien. An den Anleihenmärkten löste die Erwartung steigender Inflationsraten einen Anstieg der Zinsen und somit deutliche Kursverluste aus.

Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe

Ungeachtet der grassierenden Corona-Pandemie verstärkte sich die Erwartung einer weitreichen­den Erholung der Weltwirtschaft. Neue Shutdown-Maßnahmen dürften allerdings die Konjunkturer­holung in einigen Regionen verlangsamen, so auch in der Euro-Zone. Insbesondere in den USA nahmen die Anzeichen für eine zumindest vor­übergehend höhere Inflation zu, worauf sich der Anstieg der Zinsen auf dem Anleihemarkt be­schleunigte. Die großen Notenbanken wie die Fe­deral Reserve in den USA signalisierten erneut, ihre sehr lockere Geldpolitik und ihre umfangrei­chen Anleihekäufe für längere Zeit fortzusetzen. Im Rahmen ihres Pandemie-Hilfsprogramms PEPP kündigte die Europäische Zentralbank (EZB) sogar beschleunigte Anleihekäufe an. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit kletterte im Laufe der ersten Quartals trotzdem von 0,92 Prozent auf 1,76 Prozent und beendete den März mit 1,72 Prozent nur knapp unter dem höchsten Stand seit Januar 2020. Der Anstieg der Marktrendite führte bei US-Anleihen zu den höchsten Kursverlusten seit vielen Jahren.

Euro-Anleihen hielten sich besser. Zum Jahresen­de lag die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit mit minus 0,29 Prozent wei­terhin im negativen Bereich, aber nur noch halb so weit wie drei Monate zuvor. Der Bund-Future, Gradmesser für die Kursentwicklung deutscher Bundesanleihen an den Terminbörsen, verzeich­nete im ersten Quartal einen Verlust von 3,7 Pro­zent.

An den Devisenmärkten begründete der wach­sende Zinsvorteil des US-Dollars einen Trendwechsel. Im Berichtszeitraum stieg der Dol­lar gegen Euro um 4,0 Prozent, sodass Ende März nur noch 1,17 Dollar für einen Euro bezahlt wurden. Anfang des Jahres waren es noch 1,22 US-Dollar. Auch gegenüber den meisten anderen Währungen gewann der US-Dollar an Wert, so gegenüber dem japanischen Yen 7,3 Prozent und damit mehr als die US-Währung 2020 gegenüber dem Yen verloren hatte. Die chinesische Währung Renminbi zeigte sich im ersten Quartal ähnlich stark wie der US-Dollar. Der Wechselkurs zuein­ander veränderte sich letztendlich kaum und blieb bei etwas mehr als 6,5 Yuan pro US-Dollar.

Damit spiegeln auch die Devisenmärkte die Er­wartung wider, dass sich die weltweit größten Volkswirtschaften USA und China in diesem und im kommenden Jahr als Lokomotiven für die Weltkonjunktur erweisen werden. Das britische Pfund profitierte unter anderem davon, dass Großbritannien mit seiner Impfkampagne größere Fortschritte erzielt als die EU. Die seit dem Som­mer 2016 gültige Bandbreite von 0,83 bis 0,94 bri­tischen Pfund pro Euro, in die das Pfund nach dem Brexit-Votum abgerutscht war, hat die briti­sche Währung aber trotz des Anstiegs um 4,9 Prozent mit zuletzt 0,85 Pfund pro Euro im ersten Quartal noch nicht verlassen.

Im ersten Quartal setzte sich die Kursrallye der meisten Kryptowährungen unter Führung des Bit­coin fort. Als Treiber gelten neben der weiterhin lockeren Geldpolitik der Notenbanken die zuneh­mende Akzeptanz durch große Unternehmen bei gleichzeitig verstärkter Nachfrage durch jüngere Anleger. Die US-Privathaushalte beabsichtigen, einen nicht kleinen Teil der erhaltenen Corona-Hilfszahlungen zu investieren. Davon dürften nicht nur Aktienkurse, sondern auch Kryptowäh­rungen profitieren. Der Wechselkurs des Bitcoins verdoppelte sich im ersten Quartal auf rund 58.900 US-Dollar.

Die Rohstoffmärkte waren im ersten Quartal wei­terhin von den guten Aussichten für die Weltkon­junktur geprägt. Die Preise für Öl und Industrie­metalle setzten ihren Anstieg fort. Der Preis für ein Barrel Erdöl stieg in diesem Quartal abermals um 22 Prozent auf jetzt rund 60 US-Dollar. Der Kupferpreis kletterte um 13,6 Prozent und der Dow Jones Commodity Rohstoffpreisindex stieg im Berichtszeitraum um 8,8 Prozent. Bei den Edelmetallen konnten Platin und Palladium ge­stützt auf ihre industrielle Bedeutung ihren Preis­anstieg fortsetzen, während die klassischen Anla­ge-Edelmetalle Gold und Silber an Wert verloren. Der Platinpreis stieg um 10,9 Prozent auf 1.188 Dollar pro Unze, während sich Silber nach der Preisrallye im Vorjahr in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 7,5 Prozent auf 24,43 Dollar pro Unze verbilligte. Eine Unze Gold kostete am Jahresende mit 1.707 US-Dollar 10,1 Prozent we­niger als zum Jahresbeginn. Allerdings ist aus Sicht eines in Euro rechnenden Anlegers der An­stieg des US-Dollars zu berücksichtigen. In Euro sank der Goldpreis deshalb nur um 8,6 Prozent auf 1.456 Euro.

Aktienmärkte

Viele Aktienmärkte erreichten schon in den ersten Handelstagen des neuen Jahres neue Rekords­tände. Positiv aufgenommen wurde, dass in den USA die Demokraten bei Nachwahlen zum Senat siegten, weil damit größere Ausgabenprogramme politisch leichter durchsetzbar sind. Die Amtsein­führung von US-Präsident Joe Biden wurde von der Wallstreet mit neuen Rekordständen gefeiert. Tatsächlich brachte Biden mit der Mehrheit seiner demokratischen Partei in beiden Häusern des US-Parlaments staatliche Ausgabenprogramme mit Rekordvolumen auf den Weg. Die Aussicht auf anhaltende Unterstützung durch die Geld- und Fiskalpolitik stützte die Aktienmärkte.

Unterbrochen wurde die Hausse von temporären Gewinnmitnahmen, die aus Sorgen um wieder steigende Corona-Infektionen und Probleme mit der Impfstoffversorgung aufkamen. Vor dem Hin­tergrund der hohen Bewertungen des US-Aktien­marktes kam es in der letzten Januarwoche zu den höchsten Wochenverlusten seit der Korrektur von Anfang Oktober 2020. Zudem keimten Sor­gen um das Tauziehen zwischen Hedgefonds und privaten Gegenspekulanten auf, wobei gemein­sam vorgehende Privatanleger einige Hedge­fonds über Internet-Foren an den Rand des Zu­sammenbruchs brachten. Darüber hinaus trieben Privatanleger solche Aktien in die Höhe, bei de­nen Hedgefonds große Leerverkaufspositionen eingegangen waren.

Schon in der ersten Februarhälfte nahmen diese Sorgen ab und die Erwartung einer wirtschaftli­chen Belebung trat in den Vordergrund. Starke Geschäftsergebnisse, unter anderem vom Goo­gle-Konzern Alphabet, wurden positiv aufgenom­men. Ab Mitte Februar bremsten schließlich die steigenden Inflationszahlen und Anleiherenditen die Aktienbörsen. Marktteilnehmer befürchteten wegen der Inflationsentwicklung erste Anzeichen für eine Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik. In der letzten Februarwoche beruhigte dann Jero­me Powell, Präsident der US-Notenbank, die Ka­pitalmärkte. Mitte Februar hatten größere Um­schichtungen aus Wachstums- und Technologie-Aktien in konjunkturabhängige Substanzaktien, sogenannte zyklische Value-Aktien, begonnen. Diese Rotation prägte die zweite Hälfte des ers­ten Quartals.

Der MSCI Weltaktienindex verzeichnete für das erste Quartal einen Anstieg um 4,5 Prozent. Der MSCI Small Caps Index stieg mit 9,1 Prozent um gut das Doppelte. Sogenannte Nebenwerte, also Aktien kleinerer Unternehmen, setzten damit ihre relative Stärke aus dem zweiten Halbjahr 2020 fort. Unterdurchschnittlich entwickelten sich hin­gegen die Emerging Markets, die unter dem An­stieg der US-Anleiherenditen litten.

Am US-amerikanischen Aktienmarkt beendete der S&P-500-Index das erste Quartal mit einem An­stieg um 5,8 Prozent bei 3.972,9 Punkten und der populäre Dow Jones Industrial Average mit einem Plus von 7,8 Prozent bei 32.982 Zählern, wobei die neuen Rekordstände kurz vor oder am Quar­talsende erreicht wurden. Auch in den USA entwi­ckelten sich Nebenwerte weiterhin überdurch­schnittlich. Der Russell-2000-Index für kleinere Aktien stieg im ersten Quartal um 12,3 Prozent. Die zuvor lange Zeit gut gelaufenen Aktienindizes der technologielastigen Nasdaq litten dagegen unter dem Renditeanstieg. So schaffte der Nas­daq Composite im ersten Quartal nur ein Plus von 2,8 Prozent und der Nasdaq-100 sogar nur einen Zuwachs von 1,6 Prozent.

Die prozentualen Zuwächse liegen bei den west­europäischen Aktienindizes im ersten Quartal meist oberhalb des Anstiegs der US-amerikani­schen Indizes. Nur aufgrund der Währungsgewin­ne zum US-Dollar schnitten Aktieninvestments dies- und jenseits des Atlantiks ähnlich ab. Der Euro-STOXX-50-Index beendete den Berichts­zeitraum mit einem Anstieg um 10,3 Prozent bei 3.919,2 Punkten. Deutsche Aktien entwickelten sich weiterhin leicht unterdurchschnittlich. So be­endete der deutsche Leitindex DAX das erste Quartal mit einem Zuwachs von 9,4 Prozent auf 15.008 Zähler mit einem neuen Rekordstand. Auch hier entwickelten sich Technologie-Aktien schlechter, denn der TecDAX konnte nur um 5,7 Prozent zulegen.

Der paneuropäische STOXX-50 blieb mit einem Anstieg um 6,9 Prozent auf 3.323,2 Punkte weiter hinter dem entsprechenden Index für Euroland zurück. Sowohl britische als auch schweizerische Aktien erwiesen sich als Bremse. Der FTSE-100 in London entwickelte sich wegen des starken bri­tischen Pfunds schlechter und stieg im ersten Quartal nur um 3,9 Prozent. Auch der Swiss Mar­ket Index (SMI) kletterte lediglich um 3,2 Prozent. Vor allem die als Wachstumswerte geltenden Akti­en der großen schweizerischen Konzerne entwi­ckelten sich unterdurchschnittlich. Dagegen setz­te der von konjunkturabhängigen Value-Aktien ge­prägte österreichische ATX Index seine Aufhol­jagd fort und stieg im ersten Quartal um 13,6 Pro­zent. Der russische Aktienmarkt, dominiert von großen Energiekonzernen, profitierte vom Anstieg des Ölpreises, sodass der RTX Index um 7,4 Pro­zent zulegen konnte.

Auch an den asiatischen Aktienmärkten gab es im ersten Quartal eine differenzierte Entwicklung. Überdurchschnittlich blieb die Kursentwicklung in Taiwan (plus 11,5 Prozent). Noch stärker stieg der Index der Börse Singapur. Im Straits Times Index (STI) sind viele Finanzwerte enthalten, die in Sin­gapur wie im Rest der Welt vom Anstieg der An­leiherenditen profitierten. Im ersten Quartal ging der STI um 11,7 Prozent nach oben.

Der japanische Aktienmarkt legte gemessen am populären Nikkei-225-Index um 6,3 Prozent zu und beim repräsentativeren Topix um 8,3 Prozent. Die positive Entwicklung weckte verstärktes Inter­esse in- und ausländischer Investoren am japani­schen Aktienmarkt, auf dem in den vergangenen Jahren die staatliche Notenbank und der staatli­che Pensionsfonds als größte Käufer auftraten.

Nach Branchen waren im ersten Quartal vor allem Energie-Aktien und Finanztitel erfolgreich, wobei die Gründe im Anstieg des Ölpreises bzw. der An­leiherenditen liegen. Zu den größten Verlierern gehören die Aktien von Goldminenbetreibern. Sie litten unter dem weiter fallenden Goldpreis. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnete für das erste Quartal einen Rückgang um 13,1 Prozent.

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