Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe
Ungeachtet der grassierenden Corona-Pandemie verstärkte sich die Erwartung einer weitreichenden Erholung der Weltwirtschaft. Neue Shutdown-Maßnahmen dürften allerdings die Konjunkturerholung in einigen Regionen verlangsamen, so auch in der Euro-Zone. Insbesondere in den USA nahmen die Anzeichen für eine zumindest vorübergehend höhere Inflation zu, worauf sich der Anstieg der Zinsen auf dem Anleihemarkt beschleunigte. Die großen Notenbanken wie die Federal Reserve in den USA signalisierten erneut, ihre sehr lockere Geldpolitik und ihre umfangreichen Anleihekäufe für längere Zeit fortzusetzen. Im Rahmen ihres Pandemie-Hilfsprogramms PEPP kündigte die Europäische Zentralbank (EZB) sogar beschleunigte Anleihekäufe an. Die Rendite von US-Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit kletterte im Laufe der ersten Quartals trotzdem von 0,92 Prozent auf 1,76 Prozent und beendete den März mit 1,72 Prozent nur knapp unter dem höchsten Stand seit Januar 2020. Der Anstieg der Marktrendite führte bei US-Anleihen zu den höchsten Kursverlusten seit vielen Jahren.
Euro-Anleihen hielten sich besser. Zum Jahresende lag die Rendite deutscher Bundesanleihen mit zehn Jahren Laufzeit mit minus 0,29 Prozent weiterhin im negativen Bereich, aber nur noch halb so weit wie drei Monate zuvor. Der Bund-Future, Gradmesser für die Kursentwicklung deutscher Bundesanleihen an den Terminbörsen, verzeichnete im ersten Quartal einen Verlust von 3,7 Prozent.
An den Devisenmärkten begründete der wachsende Zinsvorteil des US-Dollars einen Trendwechsel. Im Berichtszeitraum stieg der Dollar gegen Euro um 4,0 Prozent, sodass Ende März nur noch 1,17 Dollar für einen Euro bezahlt wurden. Anfang des Jahres waren es noch 1,22 US-Dollar. Auch gegenüber den meisten anderen Währungen gewann der US-Dollar an Wert, so gegenüber dem japanischen Yen 7,3 Prozent und damit mehr als die US-Währung 2020 gegenüber dem Yen verloren hatte. Die chinesische Währung Renminbi zeigte sich im ersten Quartal ähnlich stark wie der US-Dollar. Der Wechselkurs zueinander veränderte sich letztendlich kaum und blieb bei etwas mehr als 6,5 Yuan pro US-Dollar.
Damit spiegeln auch die Devisenmärkte die Erwartung wider, dass sich die weltweit größten Volkswirtschaften USA und China in diesem und im kommenden Jahr als Lokomotiven für die Weltkonjunktur erweisen werden. Das britische Pfund profitierte unter anderem davon, dass Großbritannien mit seiner Impfkampagne größere Fortschritte erzielt als die EU. Die seit dem Sommer 2016 gültige Bandbreite von 0,83 bis 0,94 britischen Pfund pro Euro, in die das Pfund nach dem Brexit-Votum abgerutscht war, hat die britische Währung aber trotz des Anstiegs um 4,9 Prozent mit zuletzt 0,85 Pfund pro Euro im ersten Quartal noch nicht verlassen.
Im ersten Quartal setzte sich die Kursrallye der meisten Kryptowährungen unter Führung des Bitcoin fort. Als Treiber gelten neben der weiterhin lockeren Geldpolitik der Notenbanken die zunehmende Akzeptanz durch große Unternehmen bei gleichzeitig verstärkter Nachfrage durch jüngere Anleger. Die US-Privathaushalte beabsichtigen, einen nicht kleinen Teil der erhaltenen Corona-Hilfszahlungen zu investieren. Davon dürften nicht nur Aktienkurse, sondern auch Kryptowährungen profitieren. Der Wechselkurs des Bitcoins verdoppelte sich im ersten Quartal auf rund 58.900 US-Dollar.
Die Rohstoffmärkte waren im ersten Quartal weiterhin von den guten Aussichten für die Weltkonjunktur geprägt. Die Preise für Öl und Industriemetalle setzten ihren Anstieg fort. Der Preis für ein Barrel Erdöl stieg in diesem Quartal abermals um 22 Prozent auf jetzt rund 60 US-Dollar. Der Kupferpreis kletterte um 13,6 Prozent und der Dow Jones Commodity Rohstoffpreisindex stieg im Berichtszeitraum um 8,8 Prozent. Bei den Edelmetallen konnten Platin und Palladium gestützt auf ihre industrielle Bedeutung ihren Preisanstieg fortsetzen, während die klassischen Anlage-Edelmetalle Gold und Silber an Wert verloren. Der Platinpreis stieg um 10,9 Prozent auf 1.188 Dollar pro Unze, während sich Silber nach der Preisrallye im Vorjahr in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 7,5 Prozent auf 24,43 Dollar pro Unze verbilligte. Eine Unze Gold kostete am Jahresende mit 1.707 US-Dollar 10,1 Prozent weniger als zum Jahresbeginn. Allerdings ist aus Sicht eines in Euro rechnenden Anlegers der Anstieg des US-Dollars zu berücksichtigen. In Euro sank der Goldpreis deshalb nur um 8,6 Prozent auf 1.456 Euro.
Aktienmärkte
Viele Aktienmärkte erreichten schon in den ersten Handelstagen des neuen Jahres neue Rekordstände. Positiv aufgenommen wurde, dass in den USA die Demokraten bei Nachwahlen zum Senat siegten, weil damit größere Ausgabenprogramme politisch leichter durchsetzbar sind. Die Amtseinführung von US-Präsident Joe Biden wurde von der Wallstreet mit neuen Rekordständen gefeiert. Tatsächlich brachte Biden mit der Mehrheit seiner demokratischen Partei in beiden Häusern des US-Parlaments staatliche Ausgabenprogramme mit Rekordvolumen auf den Weg. Die Aussicht auf anhaltende Unterstützung durch die Geld- und Fiskalpolitik stützte die Aktienmärkte.
Unterbrochen wurde die Hausse von temporären Gewinnmitnahmen, die aus Sorgen um wieder steigende Corona-Infektionen und Probleme mit der Impfstoffversorgung aufkamen. Vor dem Hintergrund der hohen Bewertungen des US-Aktienmarktes kam es in der letzten Januarwoche zu den höchsten Wochenverlusten seit der Korrektur von Anfang Oktober 2020. Zudem keimten Sorgen um das Tauziehen zwischen Hedgefonds und privaten Gegenspekulanten auf, wobei gemeinsam vorgehende Privatanleger einige Hedgefonds über Internet-Foren an den Rand des Zusammenbruchs brachten. Darüber hinaus trieben Privatanleger solche Aktien in die Höhe, bei denen Hedgefonds große Leerverkaufspositionen eingegangen waren.
Schon in der ersten Februarhälfte nahmen diese Sorgen ab und die Erwartung einer wirtschaftlichen Belebung trat in den Vordergrund. Starke Geschäftsergebnisse, unter anderem vom Google-Konzern Alphabet, wurden positiv aufgenommen. Ab Mitte Februar bremsten schließlich die steigenden Inflationszahlen und Anleiherenditen die Aktienbörsen. Marktteilnehmer befürchteten wegen der Inflationsentwicklung erste Anzeichen für eine Abkehr von der sehr lockeren Geldpolitik. In der letzten Februarwoche beruhigte dann Jerome Powell, Präsident der US-Notenbank, die Kapitalmärkte. Mitte Februar hatten größere Umschichtungen aus Wachstums- und Technologie-Aktien in konjunkturabhängige Substanzaktien, sogenannte zyklische Value-Aktien, begonnen. Diese Rotation prägte die zweite Hälfte des ersten Quartals.
Der MSCI Weltaktienindex verzeichnete für das erste Quartal einen Anstieg um 4,5 Prozent. Der MSCI Small Caps Index stieg mit 9,1 Prozent um gut das Doppelte. Sogenannte Nebenwerte, also Aktien kleinerer Unternehmen, setzten damit ihre relative Stärke aus dem zweiten Halbjahr 2020 fort. Unterdurchschnittlich entwickelten sich hingegen die Emerging Markets, die unter dem Anstieg der US-Anleiherenditen litten.
Am US-amerikanischen Aktienmarkt beendete der S&P-500-Index das erste Quartal mit einem Anstieg um 5,8 Prozent bei 3.972,9 Punkten und der populäre Dow Jones Industrial Average mit einem Plus von 7,8 Prozent bei 32.982 Zählern, wobei die neuen Rekordstände kurz vor oder am Quartalsende erreicht wurden. Auch in den USA entwickelten sich Nebenwerte weiterhin überdurchschnittlich. Der Russell-2000-Index für kleinere Aktien stieg im ersten Quartal um 12,3 Prozent. Die zuvor lange Zeit gut gelaufenen Aktienindizes der technologielastigen Nasdaq litten dagegen unter dem Renditeanstieg. So schaffte der Nasdaq Composite im ersten Quartal nur ein Plus von 2,8 Prozent und der Nasdaq-100 sogar nur einen Zuwachs von 1,6 Prozent.
Die prozentualen Zuwächse liegen bei den westeuropäischen Aktienindizes im ersten Quartal meist oberhalb des Anstiegs der US-amerikanischen Indizes. Nur aufgrund der Währungsgewinne zum US-Dollar schnitten Aktieninvestments dies- und jenseits des Atlantiks ähnlich ab. Der Euro-STOXX-50-Index beendete den Berichtszeitraum mit einem Anstieg um 10,3 Prozent bei 3.919,2 Punkten. Deutsche Aktien entwickelten sich weiterhin leicht unterdurchschnittlich. So beendete der deutsche Leitindex DAX das erste Quartal mit einem Zuwachs von 9,4 Prozent auf 15.008 Zähler mit einem neuen Rekordstand. Auch hier entwickelten sich Technologie-Aktien schlechter, denn der TecDAX konnte nur um 5,7 Prozent zulegen.
Der paneuropäische STOXX-50 blieb mit einem Anstieg um 6,9 Prozent auf 3.323,2 Punkte weiter hinter dem entsprechenden Index für Euroland zurück. Sowohl britische als auch schweizerische Aktien erwiesen sich als Bremse. Der FTSE-100 in London entwickelte sich wegen des starken britischen Pfunds schlechter und stieg im ersten Quartal nur um 3,9 Prozent. Auch der Swiss Market Index (SMI) kletterte lediglich um 3,2 Prozent. Vor allem die als Wachstumswerte geltenden Aktien der großen schweizerischen Konzerne entwickelten sich unterdurchschnittlich. Dagegen setzte der von konjunkturabhängigen Value-Aktien geprägte österreichische ATX Index seine Aufholjagd fort und stieg im ersten Quartal um 13,6 Prozent. Der russische Aktienmarkt, dominiert von großen Energiekonzernen, profitierte vom Anstieg des Ölpreises, sodass der RTX Index um 7,4 Prozent zulegen konnte.
Auch an den asiatischen Aktienmärkten gab es im ersten Quartal eine differenzierte Entwicklung. Überdurchschnittlich blieb die Kursentwicklung in Taiwan (plus 11,5 Prozent). Noch stärker stieg der Index der Börse Singapur. Im Straits Times Index (STI) sind viele Finanzwerte enthalten, die in Singapur wie im Rest der Welt vom Anstieg der Anleiherenditen profitierten. Im ersten Quartal ging der STI um 11,7 Prozent nach oben.
Der japanische Aktienmarkt legte gemessen am populären Nikkei-225-Index um 6,3 Prozent zu und beim repräsentativeren Topix um 8,3 Prozent. Die positive Entwicklung weckte verstärktes Interesse in- und ausländischer Investoren am japanischen Aktienmarkt, auf dem in den vergangenen Jahren die staatliche Notenbank und der staatliche Pensionsfonds als größte Käufer auftraten.
Nach Branchen waren im ersten Quartal vor allem Energie-Aktien und Finanztitel erfolgreich, wobei die Gründe im Anstieg des Ölpreises bzw. der Anleiherenditen liegen. Zu den größten Verlierern gehören die Aktien von Goldminenbetreibern. Sie litten unter dem weiter fallenden Goldpreis. Der FT Goldmines Branchenindex verzeichnete für das erste Quartal einen Rückgang um 13,1 Prozent.
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