Marktbericht für das 4. Quartal 2021

Bis zur Mitte des vierten Kalenderquartals kletterten die meisten Aktienmärkte auf neue Rekordstände. Ab Mitte November bremsten vor allem Sorgen um die Corona-Pandemie und die hohe Inflation den Aufschwung.

Zinsen, Renten, Währungen und Rohstoffe

Die anhaltenden Störungen von Lieferketten und Engpässe bei Rohstoffen, Mikrochips und Transportkapazitäten begünstigten einen weiteren Anstieg der Inflationsraten. Dieser wurde dadurch verstärkt, dass ein Jahr zuvor das Preisniveau als Ausgangsbasis durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch stärker gedrückt war. So stiegen die Inflationsraten im November in allen großen Volkswirtschaften. In den USA auf 6,2 Prozent, in Großbritannien auf 4,2 Prozent und in der Eurozone auf 4,1 Prozent. Ende November und Anfang Dezember verstärkten sich die Konjunktursorgen wegen des Auftauchens der hochansteckenden Omikron-Virusvariante.
Davon profitierten Staatsanleihen hoher Qualität, während Unternehmensanleihen, insbesondere von Unternehmen schlechterer Qualität (sogenannte Hochzins- bzw. High Yield-Anleihen), unter Druck gerieten. Die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen sank bis auf 1,34 Prozent – den tiefsten Wert seit September. Als dann neue Konjunkturdaten mehrheitlich eine weitere Erholung der Wirtschaft signalisierten und die Ängste bezüglich der Omikron-Variante nachließen, pendelten die Anleihekurse zurück.
Die in den USA auf 6,8 Prozent gestiegene Inflationsrate, den höchsten Wert seit 1982, löste keine Verkaufswelle an den Börsen aus. Ein starker Anstieg des Preisniveaus war in dieser Größenordnung erwartet worden. Allerdings kündigten einige Zentralbanken, darunter die Federal Reserve in den USA, wenig später eine Abkehr von ihrer bislang extrem lockeren Geldpolitik an. So erklärte die Fed ein doppelt so schnelles Verringern ihrer Anleihekäufe. Und für die Zeit danach werden im Jahresverlauf 2022 nun drei Leitzinsanhebungen in den USA erwartet. Die langfristigen Inflationserwartungen bleiben allerdings niedrig. So ging die Rendite von US-Staatsanleihen mit 30 Jahren Laufzeit im vierten Quartal um 17 Hundertstel Prozentpunkte auf 1,91 Prozent zurück. Bei zehn Jahren Laufzeit veränderte sich die Rendite, die am Jahresende wieder bei 1,51 Prozent lag, kaum. Auch die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen bewegte sich im vierten Quartal nur wenig. Sie lag am Jahresende bei minus 0,18 Prozent. Der Bund-Future, der die Kursentwicklung von Bundesanleihen an der Terminbörse wiedergibt, verzeichnete im vierten Quartal einen kleinen Kursgewinn von 0,8 Prozent.
Die Erwartung steigender Zinsen in den USA führte an den Devisenmärkten zu einer fortgesetzten Aufwertung des US-Dollars. Mit steigenden Zinsen hat die US-Währung gegenüber anderen Währungen wie Euro und Yen einen wachsenden Zinsvorteil. Der US-Dollar gewann im vierten Quartal gegenüber dem Euro 1,8 Prozent auf 1,137 Dollar pro Euro. Gegenüber dem japanischen Yen stieg die US-Währung sogar um 3,4 Prozent (auf 115,1 Yen pro Dollar). Auch das britische Pfund profitierte weiter von der Erwartung eines wachsenden Zinsvorteils und stieg gegenüber dem Euro um 2,2 Prozent (auf 0,841 Euro pro Pfund). Zu den größten Verlierern an den Devisenmärkten gehörte die türkische Lira, die angesichts der desaströsen Geldpolitik von Präsident Erdogan weiter an Wert verlor. Statt die ausufernde Inflation mit höheren Zinsen einzudämmen, ordnete Erdogan Leitzinssenkungen an. Darauf beschleunigte sich die Geldentwertung. Allein im vierten Quartal verlor die türkische Währung gegenüber dem Euro ein weiteres Drittel ihres Wertes.
Turbulent blieb es auch bei den Kryptowährungen. Anfang Oktober profitierte vor allem der Bitcoin von der Aussicht, dass Kryptowährungen in den USA zwar reguliert, aber nicht verboten werden sollen. Zudem wurde bekannt, dass das Family Office des Milliardärs George Soros in Bitcoin investiert. Mitte Oktober stützte zudem die Zulassung erster Bitcoin-Fonds in den USA, die mittels Future-Kontrakten die Wertentwicklung der Kryptowährung abbilden. Der Bitcoin erreichte am 10. November mit 68.764 US-Dollar einen neuen Rekordwert, wie auch die zweitgrößte Kryptowährung Ether am gleichen Tag mit 4.866 Dollar. Als Mitte November die US-Wertpapieraufsicht erneut direkt in Kryptowährungen investierende Fonds ablehnte und sich Sorgen einer strengeren Krypto-Regulierung in den USA verstärkten, löste das Gewinnmitnahmen aus. Mit einem Wert von rund 46.400 US-Dollar am Jahresende verblieb für den Bitcoin im vierten Quartal ein Anstieg von 6,1 Prozent.
Die Rohstoffmärkte zeigten sich im vierten Quartal uneinheitlich und ohne klaren Trend. Der Bloomberg Commodity Index verlor 1,6 Prozent. Und der Ölpreis lag Ende des Jahres auf dem auch schon drei Monate zuvor erreichten Niveau. Ein Barrel der europäischen Ölsorte Brent kostete zum Jahreswechsel rund 78 US-Dollar, ein Barrel der US-Ölsorte WTI rund 75 Dollar. Die Edelmetallpreise brachen im November zwar nach oben aus dem Preisband der Vormonate aus, fielen aber anschließend zurück und veränderten sich im vierten Quartal nur wenig. Beim Goldpreis verblieb in US-Dollar ein Anstieg von 4,1 Prozent auf knapp 1.830 Dollar. Aufgrund der Aufwertung des Dollars ergibt sich in Euro ein Preisanstieg um 6,1 Prozent auf 1.609 Euro pro Unze. Beim Silberpreis verblieb auf Quartalssicht ein Anstieg um 4,9 Prozent auf 23,30 US-Dollar pro Unze. Der Kupferpreis stieg sogar um 9,0 Prozent, worin sich die positiven Erwartungen für die Weltkonjunktur widerspiegeln.

Aktienmärkte

Die Aktienmärkte standen in den ersten Oktobertagen unter dem Eindruck anhaltender Sorgen um Inflation und Lieferketten. Chinas Börsen litten zudem unter den Problemen des Immobiliensektors, Japan unter Steuererhöhungsplänen des neuen Premiers Fumio Kishida und der US-Markt unter dem politischen Haushaltsstreit. Gute Konjunkturdaten und erste Geschäftsergebnisse des dritten Quartals drängten die Sorgen der Anleger dann aber im Oktober in den Hintergrund. Während die US-Technologie-Konzerne Alphabet und Microsoft überzeugten, konnten Apple, Amazon, IBM und Intel die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Die von Technologiewerten geprägten Aktienindizes der Nasdaq kletterten trotzdem auf neue Rekordstände.
Der US-Pharmakonzern Pfizer kündigte ein hochwirksames Corona-Medikament an, worauf der Aktienkurs um einen kleinen zweistelligen Prozentsatz nach oben sprang. Der mehrheitlich so erwartete Beschluss der US-Notenbank, mit der Verringerung der monatlichen Anleihekäufe zu beginnen, wurde an den Aktienmärkten ebenfalls positiv aufgenommen. Der höchste Anstieg der US-Verbraucherpreise seit Jahrzehnten trübte die Stimmung an den Aktienmärkten dann nur vorübergehend. Die erklärte Politik der US-Notenbank, zwar ihre Anleihekäufe zu verringern, aber auf Leitzinserhöhungen zumindest bis weit ins nächste Jahr zu verzichten, unterstützte vor allem Technologie-Aktien. Bis Mitte November kletterten die meisten Aktienindizes auf neue Rekordhochs.
Die zweite Hälfte des Quartals war dann von Gewinnmitnahmen und zurückkehrenden Sorgen gekennzeichnet. Vor allem das Auftreten der neuen, stark mutierten Corona-Virus-Variante B.1.1.529 „Omikron“ drückte auf die Stimmung. Zudem zeichnete sich ab, dass die bislang sehr lockere Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve angesichts der gestiegenen Inflation nicht fortgesetzt werden kann. US-Präsident Biden nominierte den amtierenden Fed-Präsidenten Jerome Powell für eine zweite Amtszeit. Von der ebenfalls für den Chefsessel gehandelten Fed-Direktorin Lael Brainard hätte der Markt eine weniger entschlossene Rückkehr zu Leitzinserhöhungen im kommenden Jahr erwartet. Die Ankündigung einiger Notenbanken, darunter der Fed in den USA, ihre bislang extrem lockere Geldpolitik schneller zu beenden, sorgte dann insbesondere bei Technologiewerten für Nervosität.
Gute Konjunkturdaten verhalfen den Aktienmärkten vor Weihnachten und in der letzten Woche des Jahres wieder zu Kursgewinnen. Zudem bestärkten einige Studien die Hoffnung, dass die Omikron-Variante zu weniger Hospitalisierungen führt.
Der US-Aktienmarkt zeigte sich zunehmend zweigeteilt. Während die Aktien der großen Technologie-Konzerne neue Rekordwerte erreichten, erlitt die Mehrzahl der kleineren Aktien Kursverluste. Sie haben allerdings wenig Gewicht in den bekannten Aktienindizes. Der populäre Dow Jones Industrial Average kletterte in der ersten Novemberwoche auf neue Rekorde über 36.000 Punkte, fiel dann aber bis Anfang Dezember um fast 7 Prozent auf rund 34.000 Zähler zurück. Kurz vor dem Jahresende schaffte er schließlich einen neuen Rekordstand bei 36.679 Punkten. Für das vierte Kalenderquartal verbucht der Index einen Anstieg von 7,4 Prozent.
Der zwar breiter aufgestellte, aber von den großen Konzern-Aktien geprägte S&P-500-Index stieg schon im Oktober stärker und beendete das vierte Quartal mit einem Plus von 10,6 Prozent bei 4.766,2 Punkten. Dass Anleger weiterhin wenige große Technologiekonzerne bevorzugten, zeigte sich im Anstieg des Nasdaq-100-Index im vierten Quartal um 11,1 Prozent. Die relative Schwäche von Nebenwerten, die schon seit dem zweiten Quartal zu beobachten war, vergrößerte sich. Der Russell-2000-Index für kleinere US-Aktien konnte mit einem Anstieg um nur 2,0 Prozent nicht einmal die Hälfte der Verluste des vorausgegangenen Quartals aufholen. Insbesondere unprofitable Unternehmen fielen in den letzten Monaten des Jahres bei den Anlegern in Ungnade, darunter auch viele kleinere Hochtechnologie- und Biotechnologie-Unternehmen. Der Nasdaq Internet Index verzeichnet für das vierte Quartal einen Verlust von 9,5 Prozent und der Nasdaq Biotech Index büßte 7,0 Prozent ein.
An den europäischen Aktienmärkten gab es vor allem in der ersten Hälfte des vierten Kalenderquartals deutliche Kursgewinne. Der Euro-STOXX-50-Index erreichte Mitte November mit 4.415,2 Zählern den höchsten Stand seit der Finanzkrise 2008. Der Jahresschlussstand von 4.298,4 Punkten bedeutet für das Quartal ein Plus von 6,2 Prozent. Der paneuropäische STOXX-50-Index entwickelte sich bis Dezember weitgehend parallel zum entsprechenden Index für Euroland, erholte sich aber in den letzten Wochen des Jahres stärker vom Rückschlag in der zweiten Novemberhälfte. Der STOXX-50 kletterte bis Ende Dezember auf 3.818,5 Zähler und damit über sein Zwischenhoch von Mitte November.
Für diese relative Stärke waren vor allem die Aktien aus der Schweiz verantwortlich. So legte der Swiss Market Index (SMI) an der Börse Zürich bis Jahres-ultimo einen Endspurt auf 12.875 Punkte hin, dies entspricht einem Zuwachs von 10,6 Prozent im vierten Quartal. Der von drei großen Banken und konjunkturabhängigen Value-Aktien geprägte österreichische ATX Index schnitt dagegen im Berichtszeitraum mit einem Plus von 5,5 Prozent unterdurchschnittlich ab, wobei abermals die Nähe zu den ebenfalls unterdurchschnittlichen osteuropäischen Märkten eine Rolle spielte. Der von der Börse Wien berechnete CECE-Index für die größten zentral- und osteuropäischen Aktienmärkte verzeichnete für das vierte Quartal lediglich ein Plus von 0,3 Prozent. Der russische Aktienmarkt litt unter dem von Russland forcierten Konflikt mit der Ukraine. So verlor der RTX Index im Berichtszeitraum 9,6 Prozent.
Deutsche Standardwerte entwickelten sich im westeuropäischen Vergleich weiterhin leicht unterdurchschnittlich. Zwar kletterte der DAX bis Mitte November auf einen neuen Rekordstand von 16.290 Punkten, verlor bis Ende November aber die Gewinne aus dem Oktober wieder. Der Jahresschlussstand bei 15.884,9 Zählern bedeutet für das vierte Quartal ein Plus von 4,1 Prozent. Während der TecDAX mit einem Zuwachs von 4,8 Prozent auf 3.920,2 Zähler etwas besser abschnitt, zeigte sich bei den Nebenwerteindizes MDAX und SDAX auch in Deutschland die Zurückhaltung gegenüber kleineren Aktien. So stieg der MDAX nur um 2,2 Prozent, während der SDAX im Berichtszeitraum sogar 0,6 Prozent verloren hat.
Der japanische Aktienmarkt schwankte in einer vergleichsweise engen Bandbreite seitwärts. Für das vierte Quartal weist der populäre Nikkei-225-Index einen Rückgang von 2,2 Prozent aus und der modernere Topix-Index ein Minus von 1,9 Prozent.
Uneinheitlich blieb im vierten Quartal auch die Entwicklung an den Aktienmärkten der Schwellenländer. Der globale Emerging Markets Index pendelte innerhalb der Bandbreite der Vormonate seitwärts. Auch setzte sich der Rückzug ausländischer Investoren aus chinesischen Aktien fort, nachdem die chinesische Führung im Jahresverlauf mit strengen Regulierungen weitreichend in die Wirtschaft eingegriffen hatte. Für das vierte Quartal verzeichnet der MSCI China eine Ausweitung des Verlustes um 7,9 Prozent, der Hang Seng Index für in Hongkong gehandelte Aktien um 4,6 Prozent und der Hang Seng China Enterprise Index für Aktien der Volksrepublik um 5,2 Prozent. Dagegen konnte der taiwanesische Leitindex TWI um 7,6 Prozent zulegen. Während der mexikanische IPC Index das Quartal mit einem kleinen Anstieg von 3,8 Prozent beendete, verlor der brasilianische Bovespa Index weitere 6,5 Prozent.
Nachdem sich der Goldpreis stabilisiert hatte, konnten die Aktienkurse der Goldminenbetreiber ihre Talfahrt beenden. Der FT Goldmines Branchenindex legte im vierten Quartal um 11,7 Prozent zu.

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